Gleich vorneweg: Meine Ansicht muss niemand teilen und wer es möchte kann mich danach in der Luft zerreißen oder mir eine PN schicken.
Wenns schon Weltreise sein muss, oder wenigstens eine Europa- Rundtour mit Mittelmeeranrainern, einmal um die Ostsee oder bis nach Armenien- notfalls kann man mit 4x2 wie weiland die Hippies sogar bis Goa fahren. Versuchen kann man das ja, auch wenn die Straßen heute um ein Vielfaches besser sind als vor 50 Jahren und schon von daher kaum noch jemand auf 4x4-Antrieb verzichten kann. Wieso eigentlich? Ich versteh' die Welt nicht mehr.
Ich denke, der Hype um den Allrad hat schon skurrile Formen angenommen. Kaum ein "Globetrotter", "Vanlifer" oder auf "Expedition" befindlicher Mensch traut sich noch, einfach so mit dem Blechzelt loszufahren. Für alles braucht man ein hochbockiges Gefährt mit Allrad und Sperren, das neueste Kartenupdate auf dem Reiselaptop und wlan allerorten sowieso.
Einfach in die Karre steigen, Schlafsack rein, Kocher, Kanister für Diesel und Wasser und paar Klamotten und Wechselschlüpper in eine Zargesbox- das geht schon gar nicht mehr; viel zu unheimlich da draußen. Da will einer die Welt entdecken und scheitert schon daran, dass es das Entdeckerauto nicht gibt. Dabei würde es reichen, den Hintern anzuheben, den abgesicherten Modus mal zu verlassen und in die gruselige Grauzone da draußen rauszufahren, von der ja nun weißgott Millionen Youtube- Überlebensvideos von selbternannten Entdeckerpäpsten, Vanlifeschwafelern und Roomtou...isten existieren.
Sicherer als heutzutage kann man schon gar nicht mehr wegfahren; dass es GENAU DAS Auto nicht gibt, was man dazu braucht, ist meiner Meinung nach nur noch die Ausrede, weil man ja eh klebenbleiben wird.
So ganz ohne Komfort einfach so auf "Expedition" zu gehen kann man dann doch nicht. Ich kenne 'zig Geschichten von Leuten, die monatelang von ihrer "geplanten Weltreise" erzählt haben, bis sie das alles selbst geglaubt haben- und zu Hause geblieben sind sie ALLE. Nicht einer davon ist tatsächlich auf Tour gegangen. Geschichten von Leuten, die schwere Projekte am Laufen hatten, um sich ihren Traum zu erfüllen und mit einem völlig sinnfreien, überdimensionierten Monstercamper- LKW auf Weltreise zu gehen. Einen kenne ich, der hats wenigstens bis Griechenland geschafft. Zu 100% auf der Straße, trotz drei Sperren. Aufn Campingplatz am Meer. Zwei Wochen. Und alle Campingnachbarn haben gefragt, ob das ein Weltreisemobil ist? Ja, isses, hat er gesagt. Und dann erzählt er mir das auch noch.... Der hat uns früher beneidet, wie wir mit drei Kindern im Bulli mit 3 Wochen bezahltem und 3 Wochen unbezahltem Urlaub auf Tour gegangen sind. Sowas würde er sich nie trauen, sagte er...
Diejenigen aber, die kein ewiges Gewese gemacht haben und sich in ihren alten T2, 3, 4 oder Unimog oder Robur oder Hano gesetzt haben und einfach losgefahren sind, ohne Drohnenvideos, täglichen Updates auf Insta, Ohne Follower (außer am Brenner) und Rückversicherung- die haben abends die geilsten Geschichten am Feuer erzählt und zu vielen habe ich heute noch Kontakt. Man trifft sie unterwegs, nicht bei Facebook. Am Fluss in Rumänien oder am Straßenrand an der iranischen Grenze, mitten in der Steppe in der Türkei oder in Albanien am Strand. Und keiner von ihnen hat sich nennenswert vorbereitet und nur die wenigsten sind mit 4x4 unterwegs. Mit alten, teilweise uralten Kastenwagen, Bussen oder Allradern, die sie in- und auswendig kennen. Ohne den ganzen Kram, den heute viele für unverzichtbar halten. Dafür mit Selbstvertrauen und Entdeckerlust.
Kauft euch vielleicht einen Vario oder einen Sprinter L2H2, checkt ihn ordentlich (Werkstätten gibts auch unterwegs), baut ihn rudimentär aus, damit ihr schlafen und kochen könnt und nicht friert. Dann los. Das Leben spielt sich eh draußen ab.
Die Wikipedia schreibt zum Thema Expedition:
Expedition ... ist eine Entdeckungsreise oder Forschungsreise in eine entlegene oder unerschlossene Region."
Wer dort hin will, schafft das auch ohne 4x4.
Gruß aus der vollerschlossenen Lausitz
Martin