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- Dr. Z. antwortet - Wie ein Autoboss zum Comic-Star wird
Dr. Z. lächelt verschmitzt in seinen imposanten grauen Oberlippenbart. Er blinzelt, wackelt lustig mit dem Riesenschnauzer, wippt mit dem Fuß. Dann erklärt er die Vorzüge eines Chryslers, wie man Sprit spart oder wie das elektronische Stabilitätsprogramm ESP funktioniert. So wurde noch nie ein Vorstandsvorsitzender eines deutschen Industriegiganten inszeniert: Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche beantwortet als Comic-Figur Fragen im Internet und spielt die Hauptrolle von Werbefilmen im amerikanischen Fernsehen.

In einem amerikanischen Werbespot erklärt Dieter Zetsche einer Familienmutter persönlich, wie groß der Chrysler-Van ist. (Foto: dpa)
Zetsche Superstar. In den Spots fährt er - in natura, nicht als ComicFigur - ein Auto gegen die Wand, um seinem Beifahrer die einmalige Sicherheit des Gefährts zu demonstrieren, baut beim Kunden ein Automatikgetriebe aus und zeigt ihm die Qualität der deutschen Bauteile oder wirbt bei einer Mutter, Sitze umklappend, für das Raumangebot eines Vans.
Stets mit leicht deutschem Akzent und einem „Wiederseh‘n“ zum Abschied. Der Konzern wolle mit seiner Kampagne die „amerikanisch-deutschen Wurzeln des Unternehmens hervorheben - einschließlich des für das Chrysler-Marketing typischen Augenzwinkerns“, sagt eine Firmensprecherin. Intensive Marktforschung habe ergeben, „dass Konsumenten die Verbindung von amerikanischem und deutschem Technologie-Know-how und Design positiv wahrnehmen“.
Der Boss persönlich, der zuletzt Chrysler saniert hat, gilt da als ideale Werbefigur - zumal der Umsatz der Marken Chrysler, Jeep und Dodge mittlerweile wieder schwächelt. Der 53-Jährige erfreut sich auch nach seinem Umzug im Jahr 2005 von Detroit in die Stuttgarter Konzernzentrale noch großer Popularität in den Vereinigten Staaten. Das zeigen die Zahlen: An die 400 000 Besucher hatte die Internet-Seite „Askdrz.com“ bereits binnen zweier Wochen, auch die Auftritte der drei Automarken werden derzeit häufiger angeklickt.
Dr. Z. leistet im Internet durchaus wertvollen Nachhilfeunterricht. Zwei Millionen Klicks prasselten schon auf die vorgegebenen Fragen ein. Zu ihnen gehört etwa: „Ich weiß, was ein Chrysler ist, aber was ist ein Daimler?“ Zudem klärt Z. darüber auf, dass es auf deutschen Autobahnen zum Teil kein Tempolimit gibt oder er noch nie an einem Schnurrbart-Wettbewerb teilgenommen hat. Manches behält er aber für sich. Zum Beispiel, wie es gelingt, noch immer als Kumpel der Belegschaft zu gelten, wenn man binnen fünf Jahren in den USA sechs Fabriken geschlossen und zehntausende Arbeiter an die Luft gesetzt hat.

Sein Erfolgsgeheimnis ist wohl dieser Schnauzer. Nicht nur mangels einer derart beeindruckenden Gesichtsbehaarung wäre eine ähnliche Kampagne mit Zetsches eher sprödem Vorgänger Jürgen Schrempp kaum möglich gewesen. Und die Vorstandskollegen anderer deutscher Autobauer werden sich dem Hier-wirbt-der-Chef-Konzept wohl nicht anschließen. Obwohl eine Porsche-Reminiszenz von Wendelin Wiedeking an die 70er-Jahre-Zeichentrickhelden „Wum und Wendelin“, die Abenteuer von „Pietschman“ alias Bernd Pietschesrieder im Kampf gegen den bösen VW-Aufsichtsratboss oder „Martin - das muss kesseln“ mit Audi-Chef Winterkorn sicher ihren Charme hätten.
Doch zu viel Humor möchte man den deutschen Autokäufern nicht einmal bei Chrysler zumuten: „Derzeit ist die Kampagne ausschließlich für die USA vorgesehen, einzelne Spots und Anzeigen sind auch in Kanada zu sehen.“ Von Joachim Rüeck
Quelle/Artikel: stimme.de
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