Kühltaxi hat geschrieben: 19 Jun 2025 12:41
Hypoid ist bei Öl aber eine Bezeichnung für Achsöl, weil da die Zähne meistens hypoidverzahnt sind. Da ist irgendein Additiv drin speziell für solche Zähne was Synchronringe nicht mögen.
Ja klar, weiss ich ja, s.o. Als "Hypoid" hat man früher alles bezeichnet, was in ein Getriebe kam, selbst bei ATF konnte man die Bezeichnung "Hypoid-ATF" lesen. Das´s schon eine Weile her, aber ich bin a auch schon ein wenig älter. So schreibt VW in Wartungshinweisen aus den Siebzigern:
"...genau wie das Viergang-Getriebe der Schaltwagen mit normalem Hypoid-Getriebeöl der Viskosität 80, 85 oder 90 befüllt..."
Ändert aber alles nix an der Tatsache, dass alle MB Schaltgetriebe mit ATF gefahren werden. Ein Getriebölwechsel ist dabei unter normalen Betriebsbedingungen nicht erforderlich, ist das Öl verbraucht, erkennt man das an der Färbung...je verbrauchter umso dunkler bis schwarz, neu hellrot.
Unter erschwerten Betriebsbedingungen, wie grosse Staub- oder Sandbelastung, Wasserdurchfahrten usw, muss auch Getriebe- und Achsöl gewechselt werden, je heftiger die Bedingungen umso regelmässiger. Z.B. 500km Sand - alle Öle wechseln. Warum..? Durch die Entlüftungen der Getriebe und Achse/n dringt der feine Sand und Staub ein und beeinträchtigt naturgemäss die Schmierfähigkeit bis hin zum Totalaufall. Dazu gibt es für einfache Geländefahrzeuge Stopfen, um die Öffnungen temporär verschliessen zu können und für ausgeklügelte hochgelegte Entlüftungen mit Rückschlägen - die aber nur für Wasser helfen und nicht für Sand oder Staub
Tjo, so schaut's aus. Getriebe und Achsen sind teuer, Öl nicht, Wechsel macht also Sinn...und vorher das genaue Studium der Betriebsstoffvorschriften..

)..
Zum Schluss noch ein weiterer, teurer Fehler beim Gebtriebeölwechsel MB, gilt für die "alten 4-Gang Automaten" 722.x Die gibts in Autos ab 1963 und wurden noch bis 2012 in Armeefahrzeugen verbaut weil bei korrekter Wartung sozusagen bulletproof. So auch im Sprinter bis 2001 und in vielen Varios mit DELA Motor (5/6/7/812) und bis 12t+ GG im Zug..das ist schon eine Hausnummer für ein PKW Getriebe, ursprünglich mal entwickelt für die S-Klasse W108, so auch die int. landläufige Bezeichnung, "Altes S-Klasse-Getriebe".
In diese Getriebe kommt nur ATF Dexron II hinein, kein III oder ein anderes das angeblich Dexron II einschliesst. Das ist zwar richtig, der Einschluss, aber im III sind Additive, mit denen das Getriebe langfristig nicht klarkommt. Unbedarfte Mechaniker füllen stets III ein, weil das standardmässig geliefert wird oder vorrätig ist und II heute überhaupt nicht mehr gängig ist..Ich glaub´ nur die alten 3-Gang Borg Warner Automaten wie im Ford sind da ähnlich empfindlich, davon weiss ich aber nix Genaues, Ford war nie mein Thema. Auch damit geht das Getriebe über kurz oder lang kaputt, wogegen ein korrekt gewartetes 722er 1Mio km hält und immer noch (fast) perfekt schaltet..peinlichste Sauberkeit ist beim Ölwechsel an diesem Getriebe übrigens zu beachten, und die Einfüll- und Messhinweise, sonst sind Schäden ebenfalls vorprogrammiert.
Wenn wir schonmal dabei sind: Hat jemand einen solchen 722er Automat ohne Ablassschraube in der Oelwanne, die war früher nicht Standard, erfolgt der Oelablass durch lösen aller Schrauben rundum um einen Gang, dann kommt das Auffanggefäss nach vorne links unter das Getriebe, auf dieser Ecke löst man die Schrauben weiter, Öl beginnt auszutreten. Langsam, und sukzessive löst man die anderen Schrauben von vorne nach hinten. Das ist eine ziemliche Sauerei ohne Übung, eine grosse flache Wanne ist Pflicht. Läuft kein Öl mehr selbständig ab, die Ölwanne abnehmen und den Motor bis zum Erscheinen der Abschlassschraube im Wandler drehen, Öl aus dem Wandler ablassen, das Ganze dauert 20-30 Minuten, eh alles Öl abgelaufen ist, ein kleiner Rest verbleibt immer im Getriebe, das ist normal, eine Spülung, wie heute üblich, wird nicht durchgeführt. Filter ausbauen und neuen einsetzen, Vorsicht, die Dichtung kann festgebacken sein, die muss runter. Nur Originalteile verwenden, ganz wichtig, und Dichtflächen sorgfältig säubern, Wanne mit alter wenn noch gut oder neuer Dichtung (hält 2-3Wechsel) wieder aufsetzen und gemächlich anziehen.
Die Befüllung erfolgt über den Oelmesstab, das dauert nochmal 20-30 Minuten, zunächst füllt man 6,5 Liter ein und macht dann nach kurzem Warmlaufen eine kleine Probefahrt mit Vorwärts und Rückwärtsfahrt. Erst jetzt kann man Ölstand kontrollieren, das muss man mehrmals machen um einen korrekten Wert zu bekommen. Einen sauberen, fusselfreien Lappen verwenden, ganz wichtig ! In das Getriebe mit Wandler gehören 8 Liter ATF DEXRON II, meist passen aber nicht mehr als 7 oder 7,5 hinein, s.o. Nicht überfüllen, wobei ein viertel Liter nicht so schlimm ist. Liegt der Ölstand unter dem Messbereich am Stab, schaltet das Getriebe nicht richtig, zu hart, zu weich, zu früh, zu spät oder zu überhaupt.
Ist ein wichtiges Thema, würd´ ich behaupten, die Getriebe sind teuer und rar und gehen eigentlich nicht kaputt.
Viel Spass mit dem Ölpanschen..