Bin kurz mal weg, Dunkelheit...
Als ich aufwache stehe ich auf der rechten Spur und weiß nicht, was passiert ist.
Fange an, mich zu sortieren...
Ich sitze in meinem Auto um mich herum Chaos. Überall über die Autobahn verteilt liegen Autoteile. Stoßstange, Reifenteile, Splitter, Scheinwerfer, Blinker und hunderte Kleinteile.
Das ist nicht normal denke ich so, irgendwas ist passiert, das ist nicht normal.
Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich der Verursacher? Angst steigt in mir auf, ich könnte die Ursache sein für diesen abnormalen Zustand.
An meiner Fahrerseite steht jemand und ruft: geht's ihnen gut? Seine Stimme hört sich an wie durch Watte gerufen. Als ob jemand unter Wasser ist und mir zuruft: Geht es ihnen gut???
Keine Ahnung was der will, ach ja, da war ja ein Stau. Ich schaue mich um. Alles, was mal mein Armaturenbrett war, Handschuhfach, Aschenbecher, alles raus gerissen und liegt lose vor mir.
Neben mir liegen Dinge, die ich sicher hinten im Auto wusste.
Ok, ein Unfall, ich mittendrin. Front alles okay, mir wurde drauf gefahren.
Ja, es geht schon antworte ich. Mein Kopf tut weh, mein Rücken, mein linkes Ohr und meine rechte Wade.
Ich kann nicht aussteigen, so sehr schmerzt mein Rücken. Muss ein LKW gewesen sein. Anders ist dieser Schlag und das Chaos nicht zu erklären.
Der Mann reißt die Fahrertüre auf und fragt erneut: Ist Ihnen etwas passiert?
Seine Stimme ist nun nicht nur durch Watte gequirlt, sondern verläuft asynchron. Er bewegt die Lippen und eine Sekunde später dringen die Laute zu mir durch:
Geht es Ihnen gut? Ist Ihnen etwas passiert???
Eine surreale Situation. Einen Moment überlege ich, ob das alles wahr ist...
Ich sage: Mein Rücken tut weh. Er meint, bleiben sie sitzen, Notarzt ist alarmiert.
Ich will unbedingt aussteigen, ich möchte raus, möchte stehen. Der Mann hilft mir. Ein zweiter kommt dazu. Ich bin gerührt, dass so viele Menschen helfen. Ich sehe das Chaos. Alles was mal der Inhalt meines Autos war (Mercedes Sprinter) ist über 100meter verteilt auf der Autobahn.
Die Anhängekupplung nach unten gebogen, die Hecktüren stehen auf, die Seitentüre aus den Angeln gehoben das Auto einen halben Meter kürzer.
Die Polizei wird mir später erzählen, dass die alte Dame hinter mir mit ca. 40-50 km/h Differenz aufgefahren ist. Ihr geht es gut. Ihr Opel ist einen Meter kürzer und mein Auto ist ca. 30 Meter nach vorne gewuchtet worden.
Niemals hätte ich diese Kraft erwartet. Ich bin immer noch halb weg, hab den Knall im Ohr, das bei nur 40kmh Unterschied.
Notaufnahme, das übliche Röntgen Ultraschall Blutdruck Puls. Rücken ist geprellt, HWS, Gehirnerschütterung und so Kleinkram, zum Glück. Raus auf eigene Verantwortung. Kein Bock auf Medikamente. Lieber ein Bier gegen die Schmerzen. Und ab ins Bett.
Für mich warst Du mehr als nur Blech. Für mich warst Du die Freiheit, einfach los zu fahren und doch immer zu Hause zu sein...
