Darth Fader hat geschrieben: 21 Sep 2018 23:24
Ich bin auch immer wieder begeistert/bestürzt, wie viel Vorsprung andere Selbstausbauer nach wenigen Wochen haben. Ich bin nach 1 1/2 Jahren und nem Dutzend Ausrollungen (zwischen 3 Tagen und 2 Wochen) noch lange nicht am Ende.
Aber vorm diesjährigen Winterturn kommt endlich mal ne Isolierung in den Kasten...
... eigentlich bin ich mit der Ausbeute für dieses Jahr nicht wirklich zufrieden. Ich hätte ihn gern heuer fertig gestellt, davon bin ich aber leider noch weit entfernt. Gottseidank hab ich es gerade noch geschafft, den Wohnbereich soweit fertig zu stellen, dass wir ihn 3 Wochen testen konnten.
Die Platzverhältnisse funktionieren aktuell sehr gut. Im Gegensatz zu einem Ausbau für die Rente, der 15 Jahre lang gleich verwendet wird, wird sich unser Ausbau sicherlich über die Jahre verändern/anpassen, sei es durch anderen Platzbedarf oder geänderte Reisegewohnheiten. Aber für heuer und nächstes Jahr sollte es so passen.
Wir kommen gerade von unserer 3 wöchigen Balkanreise zurück und ich schreib - weil ich vor einem Jahr sowas sehr gerne gelesen hätte - ein Zwischenfazit für die, die über die einmal über die Suchfunktion auf der Suche nach einem familientauglichen Offroader hierher gelangen:
Vorweg: Wir kommen ja - wie gesagt - vom Hubdach Defender, unsre Ansprüche sind daher andre, als wenn man vom großen Wohnmobil kommt.
- Platzverhältnisse: Der Wohnraum ist für 2+1 Personen für uns großzügig bemessen. Das Fixbett hat sich sehr bewährt: Die Kleine kann da ohne Umbau sofort drauf spielen (fand sie super), gewickelt werden, außerdem ist man in der Früh sofort startklar. Das war recht praktisch, da unsre nach dem Frühstück recht bald ihren Vormittagsschlaf macht und den nutzten wir recht gern, um wieder ein Stück zu fahren.
Mit dem Sitzbereich durch die gedrehten Sitze vorne, dem Bett hinten und Küche/Stauraum in der Mitte hatten wir zu 3. noch mehr als genug Platz. Mit 2 Kindern, die vielleicht auch schon etwas größer sind, wird das Konzept aber an die Grenzen stoßen. Der große Stauraum unter dem Bett war für einen normalen Urlaub riesig und trotz Kinderwagen nicht voll.
- der Kastenwagen hat sich wie erwartet vom Komfort gegenüber einer Hubdachlösung sehr bewährt. Stehhöhe drinnen, absolut unempfindlich gegen Regen und (was uns diesmal öfter getroffen hat) Sturm - ohne jegliches Umbautheater, war schon sehr angenehm. Bei stürmischem Gewitter hab ich noch nie so entspannt geschlafen wie jetzt

Die Höhe des H2 Sprinters war fast nie ein Thema. Einmal konnten wir nicht in ein Einkaufszentrum fahren, weil die nur Tiefgaragenplätze hatten. Da sind wir halt dann einfach zum nächsten Supermarkt gefahren und einmal hatten wir offroad ein Problem mit dem immer enger werdenden Bewuchs, aber wir kamen immerhin durch, was mit einem Unimog mit Kabine wohl nicht mehr gegangen wäre.
- Fahrkomfort auf der Straße: Angenehm. Reisetempo auf der Autobahn war so bei 120kmh, mit Zeitdruck wäre aber sicher einiges mehr noch gegangen. Angenehm leise, dass man sich noch gut unterhalten kann, auch wenn meine Freundin hinten bei der Kleinen sitzt. Seitenwindanfällig ist er, gerade mit den größeren Reifen, aber alles kein wirkliches Problem. Die Klima arbeitet auffallend gut.
- Abseits der geteerten Straßen: In Kroatien und vor allem Bosnien haben wir doch einige interessante Strecken gefunden, da wir aber nie besonders lang am Stück gefahren sind, haben wir uns immer wieder kürzere Strecken rausgesucht. Dh maximal 2-3h, 20-25km (je nach Befahrbarkeit), eher einfache Sachen. Sie fand das übrigens recht gut, so gut wie auf den Rumpelpisten hat sie noch nie geschlafen. Einmal sind wir einen Weg gefahren, der dann immer steiler, grober und enger geworden ist, dass meine Freundin schlussentlich zum Linie suchen aussteigen musste, ein andres mal sind wir eher gröber auf einen 1700m hohen Gipfel gefahren, aber im Normalfall waren es landschaftlich schöne Schotterpisten, mal besser, mal schlechter, also der klassische Offroadreisebereich.
Fahrkomfort: Geht. Er ist "für ein Geländemobil" relativ straff abgestimmt, Schlaglochpisten fährt man natürlich bei Weitem nicht mehr so schnell wie wir es gewohnt waren. Wenn ichs vergleichen müsste, würd ich sagen, wie der 2012er Ford Ranger, den wir in Zentralasien ausgeliehen hatten. Wenn man mit einem Starrachsenmobil wie dem Land Rover oder dem älteren Grand Cherokee durch Schlaglöcher ohne Bremsen durchpfeift, überlegt man es sich mit dem Sprinter doch schon 2 Mal. Mit weniger Reifendruck hätten wir sicher noch was rausholen können, aber für einzelne Strecken war mir das dann doch zu aufwendig.
Offroadtauglichkeit: Also die Bodenfreiheit ist ziemlich gut, gerade mit Unterfahrschutz hat man definitiv nicht bei jedem Stein Angst, aufzusetzen. Unser Land Rover hatte hinten unter dem (irre großen) Differential sogar recht ähnlich viel, vorne hat der Sprinter uneingefedert mehr. Das gibt einem Sicherheit und war selbst auf einer recht gut ausgebauten Schotterstraße praktisch, da die Straße gerade mit einem Schürfbagger wieder hergerichtet wurde und überall hohe Schotterriegel noch aufgeschüttet waren.
Wo waren die Grenzen? Wir haben einen ZG3, also Untersetzung ohne Sperren, BF Goodrich All Terrain in 245/75 (die schon sehr viel gebracht haben). Man kommt weiter als gedacht, definitiv schon in die Region "Geländewagen", manches geht aber besser als anderes. Wir sind nirgends hängen geblieben, auch wenn wir 2x ein bisschen probieren mussten. Nur Heckantrieb funktioniert durch das leichte Heck im Gelände nicht wirklich gut, hab (im Gegensatz zum Ford Ranger) den Allrad eigentlich auf Schotter meistens zugeschalten. Gut funktioniert dieser elektronische Bremseingriff, wenn man eher gerade fährt und Geschwindigkeit mitbringt. Da bringt er einen auch relativ weit, auch wenn er dann irgendwann zum hüpfen anfängt, also wenn durch den Bremseingriff wieder Traktion aufgebaut wird. Das ist etwas lästig, weils alle durchschüttelt und im Innenraum einiges herumfliegt, in der Untersetzung ist dieses Hüpfen deutlich weniger und auch sanfter. Funktioniert - solange man in Bewegung ist - besser als ich vermutet hätte. Seine Probleme hat er mit sehr engen, steilen und losen Kehren. Durch die Stabilisatoren wird das kurveninnere, hintere Rad in Kurven durch die Neigung des Kastens entlastet und geht durch. Man sollte also auch Kehren relativ schnell durchfahren, sonst hat das ETS seine Probleme damit - je schneller man fährt, desto mehr entlastet es aber auch das innere Hinterrad. Die Thematik geht aber auch erst in einem Bereich los, wo man lange von Offroad-Touren als vom Offroad-Reisen spricht, da muss in Europa schon gezielt suchen, um solche Strecken zu finden. Die normalen Sachen sind kein Problem.
Schlamm und Sand hab ich nicht probiert, würde ich aber so einschätzen, dass solange man in Bewegung ist, einiges geht, wenn man aber steht, steht man. Auch hier hab ich wiederum nie Luft abgelassen, selbst mit 3.5 bar ist doch sehr viel gegangen. Als Reisemobil meiner Meinung nach ausreichend, der Wendekreis hat sich schlussendlich als problemlos herausgestellt, außer beim Umdrehen muss man ein bisschen arbeiten.
So, und jetzt noch 2 Fotos, wer noch mehr Fotos vom Sprinter im Sonnenuntergang sehen will, im Link in meiner Signatur sind noch ein paar weitere Bilder. Garantiert Influencer-frei, es sind nicht "die unglaublichsten Bilder und du wirst nicht glauben, wo dieser Sprinter unterwegs war!", außerdem verdienen wir nichts mit Amazon-Links
