Walter Missing
- Ex-Mercedes-Chef: Kündigung Rechtens
Die fristlose Kündigung von Walter Missing, kurzzeitiger Leiter der Hamburger Mercedes-Niederlassung, war Rechtens. Das entschied gestern das Hamburger Arbeitsgericht, indem es die Kündigungsschutzklage Missings zurückwies. Zwar ist nach Einschätzung von Beobachtern eine Berufung sehr wahrscheinlich, aber fürs erste muß Missing auf die Zahlung seines monatlichen Gehaltes von 13 500 Euro (plus variabler Vergütung) verzichten. Erst mit Eintritt ins Rentenalter darf der heute 51jährige wieder mit Zahlungen seines Arbeitgebers rechnen. "Mein Ruf in der Branche war tadellos. Und die Beschuldigungen wie mögliche Verwicklungen in Graumarktgeschäfte haben sich alle in Luft aufgelöst", sagte Missing. "Jetzt hält sich der Konzern nur noch an wenigen Mosaiksteinen fest, um das Gesicht nicht zu verlieren."
Der Vorsitzende Richter Holger Grote konzentrierte sich dann auch vornehmlich auf einen Ausschnitt der anfänglichen Vorwürfe gegen Missing: Die kostenlose Inanspruchnahme der DaimlerChrysler-Bauabteilung. Missing hatte sich von einem Spezialisten des Konzerns beim Bau seines Privathauses in Berlin helfen lassen - nach eigener Aussage 40 Stunden, nach der Darstellung Daimlers sogar 150 Stunden. Missing, der damals in der Geschäftsleitung der DaimlerChrysler-Vertriebsorganisation in Berlin arbeitete, hätte von sich aus darauf drängen müssen, diese Leistung zu bezahlen, so Grote. Missings mehr als 30jährige Beschäftigung bei dem Autokonzern war schon Anfang 2005 nach einem nur achttägigen, aufsehenerregenden Intermezzo als der Hamburger "Mister Mercedes", wie er es gestern formulierte, unrühmlich zu Ende gegangen.
Schließlich hatte Missing damals nicht nur völlig überraschend seinen Posten als Leiter der Hamburger Mercedes-Niederlassung verloren. Sogar der Werkschutz war eingeschaltet worden, um den Chef von 1000 Mitarbeitern in der Hansestadt aus seinem Amt zu entfernen. Zeitgleich wurde in Berlin auf die gleiche spektakuläre Weise Vertriebschef Jürgen Fahr entlassen.
Derweil dauern die strafrechtlichen Ermittlungen an. Die Staatsanwaltschaft untersucht die Verwicklung von 20 Beschuldigten in die DaimlerChrysler-Affäre, die darum kreist, daß sich Manager Geld des Konzerns in die eigene Tasche gesteckt haben. Auch der Mitarbeiter der Bauabteilung, den Missing eingesetzt hatte, steht nicht mehr auf der Gehaltsliste von DaimlerChrysler. Die Staatsanwälte haben ihn wegen möglicher Vorteilsnahme ins Visier genommen.
Von Melanie Wassink
Quellenangabe/Artikel: abendblatt.de
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